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Entstehung und Entwicklungsgeschichte des Kreisverbandes für Gartenbau und Landespflege Straubing-Bogen e.V.

von Hans Niedernhuber (Auszug aus der Festschrift zum 100-jährigen Bestehen des Kreisverbandes 2006)

 

Die Wurzeln von Obstanbau und Gartenkultur

 

Auch wenn die Wurzeln des Obst- und Gartenbaues weit in die Vergangenheit zurückreichen, so sind für uns heutige Menschen vor allem die letzten 200 Jahre von besonderer Bedeutung. Das 19. Jahrhundert war obstbaulich betrachtet durch das große Interesse an der Pomologie geprägt. Die Sortenvielfalt der gängigen Obstarten erreichte ein aus heutiger Sicht unvorstellbares Ausmaß. Noch heute hoch geschätzte Pomologen, wie Christ, Sickler, Diel, Truchseß und Liegel, legten bereits vor 1800 die Fundamente dieses Wissensgebietes an. So verfasste beispielsweise Diel von 1793 bis 1832 in 27 Bänden das erste große deutsche pomologische Werk über Kernobst. Etwa um 1850 begann in Deutschland die Zeit der klassischen Pomologie, deren herausragende Vertreter Garteninspector Dr. Eduard Lucas, Medicinalassessor F. Jahn und Superintendent (=Geistlicher) J. G. C. Oberdick waren.

In diesem ‚goldenen Zeitalter' der Pomologie wurde 1860 der Deutsche Pomologenverein gegründet, welcher fortan seine Mitglieder mit dem Verbandsorgan „Monatliche Obstbaublätter" informierte und weiterbildete. Außerdem entstanden zu dieser Zeit herausragende Bestimmungsbücher. Die darin dargestellten Früchte waren allesamt gemalt, was es ermöglichte, die wesentlichen Bestimmungsmerkmale anschaulich herauszustellen.

Die großen Pomologen des 19. Jahrhunderts können aber leider kaum in Verbindung mit Ostbayern gebracht werden.

Lediglich Eduard Lucas war 1841 bis 1843 botanischer Gärtner der Königlichen Botanischen Gesellschaft in Regensburg. Dort lernte er allerdings den „sehr würdigen katholischen Geistlichen, Waisenhausinspector Geiger", kennen. Der hervorragende Obstkenner führte ihn in die Pomologie ein und gab ihm damit ein wesentliches Rüstzeug, um 1843 die Leitung der neu gegründeten Gartenbauschule Hohenheim bei Stuttgart übernehmen zu können. Dort unterrichtete Lucas Gemüse- und Obstanbau, aber auch ländliche Verschönerung und Landschaftsgärtnerei.

Eine der schillerndsten Figuren dieser Zeit war der Straubinger Zollamtsvorsteher Johann Evangelist Fürst, geb. 1784 in Frauendorf bei Vilshofen, gest. 1846. Er gehört in die Reihe der großen landwirtschaftlichen Aufklärer eingereiht. Der Bauernsohn verfasste 1817 in Straubing sein Erstlingswerk mit dem Titel „Der verständige Bauer Simon Strüf". Darin zeigte er in Romanform die großen Erfolge des aufgeschlossenen Landwirtes, welcher von der althergebrachten Landwirtschaft hin zu einer von Agrar- und Gartenbauwissenschaft geprägten Landwirtschaft wechselte. So empfahl Fürst, „durch allgemeinen Obstbau auch den Luftraum in Besitz zu nehmen", also Obstäcker anzulegen. Daneben zeigte er den großen Nutzen von Sonderkulturen, aber auch des Gemüseanbaues anschaulich auf. Das Buch wurde ein Bestseller und brachte Fürst die nötigen Einnahmen, um 1816 den Hof seines Bruders in Frauendorf kaufen zu können. Wie viele verarmte Bauern musste dieser den Hof verkaufen, weil in diesem Jahr der Sommer weltweit ausblieb und somit auch die Ernte ausfiel. Ursache war der größte Vulkanausbruch in der Menschheitsgeschichte im August 1815 in Indonesien. Die Detonation konnte man noch im 1000 Kilometer entfernten Java hören. Der Vulkan schleuderte Aschepartikel in die Erdatmosphäre, die die Sonneneinstrahlung verringerten. Dadurch konnten sich die Temperaturen im Sommer nicht wie gewohnt erhöhen.

In Frauendorf konnte Fürst nun endlich seine Ideen in die Praxis umsetzen. Er produzierte neben den herkömmlichen landwirtschaftlichen Erzeugnissen vor allem Obst, Gemüse und diverse Sonderkulturen. Insbesondere seine Obstbaumschule nahm im Laufe der Jahre ein schier unvorstellbares Ausmaß an. Über 150 Arbeiter waren alleine in den „Plantagen" beschäftigt. Dank seiner Beziehungen zu den führenden Pomologen Deutschlands erhielt er von diesen Edelreiser von fast allen bekannten Kern- und Steinobstsorten. Das dadurch enorm breit gefächerte Sortenangebot wurde in ganz Europa versandt. Das Fürst'sche Unternehmen war in Ostbayern zu einem unvergleichlichen Wirtschaftsfaktor herangewachsen. 1826, also zehn Jahre nach dem Kauf des elterlichen Hofes, waren alle Höfe Frauendorfs in seinem Besitz. Doch am 25. Juli 1844 fegte ein Orkan über Frauendorf hinweg und brachte einen Hagelschlag mit sich, der nicht nur alle Kulturen vernichtete, sondern auch die Gebäude, ja selbst das gemauerte Wohnhaus zerstörte. Zwei Jahre darauf starb Fürst. Den Großteil des einstigen Imperiums mussten seine Erben versteigern.

J. E. Fürst

(J. E. Fürst)

 

 

Es kann heute nur erahnt werden, welch großen Einfluss das außergewöhnlich umfangreiche Sortiment der Fürst'schen Obstbaumschule auf die Sortenvielfalt unserer Gegend hatte. Bekannt ist, dass die Obstbäume in Vilshofen verschifft wurden, also sicher auch den Weg zu uns fanden.

Neben seiner international bekannten Baumschule förderte Fürst den Obstanbau durch die Herausgabe verschiedener Fachzeitschriften. Noch in Straubing lebend gründete er 1819 die landwirtschaftliche Wochenzeitung „Bauern-Zeitung aus Frauendorf". Vier Jahre später legte er eine zweite Wochenschrift, die „Allgemeine Deutsche Gartenzeitung" auf. Als Herausgeber fungierte aber nun die „Praktische Gartenbaugesellschaft in Frauendorf", die er 1823 ins Leben rief. Nach 20 Jahren hatte sie über 2000, später über 5000 Mitglieder. Neben Vertretern des bayerischen Königshauses trifft man unter den Mitgliedern der weltweit agierenden Gesellschaft auf so berühmte Persönlichkeiten wie den bayerischen Gesandten in Wien, Gabriel Graf Bray zu Irlbach, den Herausgeber des Bayerischen Wörterbuches, Dr. Andreas Schmeller, und den Regierungspräsidenten der Oberpfalz, Eduard von Schenck.

Die Gartenbaugesellschaft veröffentlichte ab 1828 auf Anregung von König Ludwig I. eine weitere Zeitschrift - „Der Obstbaum-Freund".

Mit seinem Betrieb und dem literarischen Schaffen wirkte Fürst weit über die Grenzen Deutschlands hinaus. Es gibt wohl kaum einen Niederbayern, der in obstbaulicher Hinsicht derart Großartiges geleistet hat. So ermöglichte Fürst mit den Zeitschriften einen internationalen Erfahrungsaustausch und eine Beschleunigung des wissenschaftlich-technischen Fortschrittes, insbesondere auf den Gebieten des Gartenbaues. Wie viel er mit seinen Ideen und Forderungen bei der nach seiner Zeit verstärkt aufkommenden Gründung von Gartenbauvereinen, Landwirtschaftsschulen, Baumschulen, Versuchsanstalten usw. dazu beitrug, kann heute nicht mehr mit Sicherheit festgestellt werden. Seine Zeitgenossen bestätigten, dass Fürst mitreißen konnte. Sicherlich erreichte er mit seinen Vorstellungen neben der königlichen Familie auch zahlreiche adelige Grundbesitzer, hohe Beamte, Geistliche, Lehrer und Menschen aller Schichten. Seinen ehernen Zielen, die Not zu lindern, aber auch die Landesverschönerung, welche die „Veredelung des Menschen" nach sich ziehen sollte, kam er sicherlich ein gutes Stück näher. Es gelang ihm, dem Gartenbau weit über Bayern hinaus Verbreitung, Ansehen und Förderung zu verschaffen.

 

Der regionale Obstanbau im 19. Jahrhundert

Die obstbauliche Situation in Niederbayern beschrieb der Königliche Professor Max Lidl in dem Buch „Landwirtschaftliche Reise durch den Bayerischen Wald" aus dem Jahre 1865. Darin berichtet er von Pfarrer Ledermann, der von 1802 bis 1814 den Grundstock für die blühende Obstbaumzucht im „Beerenrieder Winkel" (damals zum Landkreis Bogen gehörend) legte. In der „neueren Zeit", was vermutlich 1860 bis 1865 bedeutet, habe sich ein Kooperator in Lalling ähnliche Verdienste erworben. Obstbaumschulen gab es laut Lidl im Kloster Metten und „auf Kosten des Destriktes eine in Lalling".

Von aktiven Obstbauvereinen berichtet der Autor allerdings nicht. Im Lallinger Winkel, so Lidl, habe man mit geringem Erfolg das ‚Räuchern' in Anwendung gebracht, also erste Versuche zur Bekämpfung schädlicher Insekten unternommen. Das Kalken der Stämme wurde bereits von einigen Obstzüchtern durchgeführt. Häufiger Baumfrevel, wie das mehrmalige Abschneiden hintereinander gepflanzter Bäume, so geschehen in Stallwang, war auch damals schon ein bekanntes Übel. Ferner berichtet Lidl, dass ‚in neuerer Zeit' Obstdarröfen, namentlich in den der Donau zunächst liegenden Teilen des Waldgebietes, großen Eingang fänden. Doch werde das meiste Frischobst „von Bogen in das Gai, dann auf der Donau ab- und aufwärts verführt", schreibt Lidl.

 

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Die immense Sortenvielfalt, welche durch das Erstarken der Pomologie gefördert wurde, stand den Forderungen des Marktobstanbaues konträr gegenüber. Schon in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts strebte man, um rationell wirtschaften zu können, niedere Baumformen an und beschränkte sich auf einige Sorten. In Niederbayern waren und sind allerdings die hohen Baumformen mit all ihren Vor- und Nachteilen der Regelfall. In marktwirtschaftlicher Hinsicht hatten sie allerdings zu keiner Zeit eine Chance gegenüber dem Plantagenobst.

 

Die ersten Obstbauvereine entstehen

Ende des 19. Jahrhunderts entstanden in Niederbayern meist auf Veranlassung eifriger Obstzüchter und Gartenfreunde die ersten Obstbauvereine. Der vermutlich älteste Verein im Gebiet des jetzigen Kreisverbandes war der Verein der Weinzügler und Obstzuchtfreunde Bogen. Ein noch vorhandenes Kassenbuch zeigt einen Kassenübertrag aus dem Jahre 1872 auf. Der ‚Obstverein Geiselhöring' bestand bereits 1878 und wurde 1899 wiedergegründet. In der Septemberausgabe 1899 der ‚Monatsblätter für Obstbau', dem Verbandsorgan des 1894 gegründeten Landesverbandes, schreibt Benefiziat Weidner aus Geiselhöring, er leitete den Obstverein, der sich dem Kreisverband Niederbayern anschließen werde. In der gleichen Ausgabe wird über die Gründung des ‚Obstvereines Straubing' im März 1899 berichtet, welcher von Herrn Kunstgärtner J. Ruhland geleitet werde. Der Verein führte übrigens jeden zweiten Mittwoch im Monat eine Versammlung durch, welche sich eines guten Besuches erfreute. In diesem Jahr wurde auch noch der Obstverein Saulburg gegründet.

Zum besseren Verständnis müssen die Begriffe „Kreisverband" und „Bezirksverband" noch geklärt werden:

Bis zum 28. November 1938 wurde der heutige Bezirkverband als Kreisverband und der heutige Kreisverband als Bezirkverband bezeichnet. Vor allem bei wörtlichen Zitaten sind selbstverständlich die alten Begriffe übernommen worden. Die Bezeichnung im heutigen Sinne wird vom Verfasser nur in Verbindung mit der näheren Bezeichnung verwendet (z.B. Bezirksverband Niederbayern).

Voller Enthusiasmus wird von den herrlichen Obstausstellungen der Obstvereine Bogen und Straubing, welche anlässlich der jährlichen Versammlungen des Bezirksverbandes Niederbayern durchgeführt wurden, berichtet. Laut Straubinger Tagblatt referierte am 27.08.1901 Ökonomierat A. Grill aus Landshut beim‚ Obstverein der Gemeinde Aiterhofen, Niederharthausen und Geltolfing' zum Thema Obstanbau.

Auf die darauf folgenden Jahre sind die Gründungen bzw. die ersten Nachweise einer ganzen Reihe von Vereinen zurückzuführen: Straßkirchen (1902), Neukirchen (1903), Amselfing-Moosdorf (1903), Ittling (1903), Salching (1903), Schwarzach (1903), Hunderdorf (1903), Laberweinting (1904), Oberschneiding (1904), Perasdorf (1904), Stallwang (1904), Oberpiebing (1905), Münster (1906) und Mallersdorf-Pfaffenberg (1907).

 

Monatsblätter für Obstanbau 1905  Monatsblätter für Obstanbau 1905

 

 

 

Monatsblätter für Obstanbau 1905Monatsblätter für Obstanbau 1905

 

 

Die starke Zunahme der Obstvereine hatte zur Folge, dass 1904 der Gartenbautechniker und spätere Landwirtschaftsrat, Karl Grill, als Kreiswanderlehrer mit Sitz in Deggendorf eingestellt wurde. Er war für den ganzen „Kreis Niederbayern" zuständig. Der Sohn des niederbayerischen Bezirksverbandsvorsitzenden, Ökonomierat August Grill, war wie sein Vater ein exzellenter Redner. Er legte niederbayernweit Muster-Obstpflanzungen und Schulgärten an und war für die Aus- und Fortbildung von Obstzüchtern zuständig.

Um den Gartenbau zu fördern, prämierten seit 1900 das Staatsministerium für Landwirtschaft und der Bayer. Landesverband für Obst- und Gartenbau mustergültige Gärten. Verdienten Obstanbauern verlieh der Bezirksverband aufwändig gestaltete Ehrenurkunden.

Urkunde von Hans Naimer, Langholz bei Neukirchen, 1900Urkunde von Hans Naimer, Langholz bei Neukirchen, 1900

 

Der heutige Bezirksverband Niederbayern, damals als „Niederbayerischer Kreisobstbauverband" bezeichnet, wurde im Jahre 1898 von den niederbayerischen Obstbauvereinen in Landshut gegründet. Von Anbeginn wirkten in der Vorstandschaft auch honorige Persönlichkeiten unserer Heimat mit. So fungierte der Königliche Bezirksamtmann J. Nibler aus Bogen als 2. Vorsitzender und Pfarrer Diepold aus Rattiszell als Beisitzer. In Unterlagen aus dem Jahre 1903 wird Stadtgartendirektor Ammer aus Straubing als Beisitzer aufgeführt. Von 1913 bis 1918 hatte Nibler sogar die Leitung des Verbandes inne. Erst unter seiner Führung wurde eine Satzung für den Verband ausgearbeitet.

 

Gründung des Kreisverbandes und diverse Aktivitäten

Der Gründungswelle neuer Obstvereine in unserer Region folgte vorerst die Gründung des Kreisverbandes Bogen, genannt ‚ Bezirksverband für Obstbau Bogen' am 31. Oktober 1906 in Neukirchen. Von den drei Kreisverbänden, aus denen der heutige Kreisverband hervorging, ist der ehemalige Kreisverband Bogen vermutlich der älteste. Daher ist das Gründungsdatum des heutigen Kreisverbandes für Gartenbau- und Landespflege Straubing-Bogen der 31.10.1906.

Es ist naheliegend, doch nicht bewiesen, dass der damalige 2. Vorsitzende des Bezirksverbandes Niederbayern und dessen späterer Vorsitzender, J. Niebler aus Bogen, auch Vorsitzender des Kreisverbandes Bogen war, da üblicherweise Kreisverbandsvorsitzende in den Bezirksvorstand gewählt werden.

Die Vereine des Altlandkreises Mallersdorf folgten am 25. Februar 1907 mit der Gründung des ‚Bezirks-Obstbauverbandes für den Bezirk Mallersdorf' im Goderbauer'schen Gasthaus in Mallersdorf. Vorstand wurde, nachdem vorerst nur eine provisorische Leitung gewählt werden konnte, im Jahre 1908 Privatier Hagel. Nach einer langen und harten Debatte über die Höhe des Mitgliedsbeitrages - die „Normalstatuten" sahen 10 Pfennig und den für Vereinsmitglieder verbindlichen Bezug der Monatsblätter vor - einigte man sich, um die offizielle Gründung nicht scheitern zu lassen, dahingehend, dass 5 Pfennig je Mitglied an den Bezirksverband Mallersdorf abzuführen seien. Im Jahre 1912 leitet dann Bezirksamtmann Otto Speth aus Mallersdorf den Kreisverband.

Vom „Bezirksobstbauverband Straubing" erfahren wir erstmals nach heutigem Wissensstand in einer kurzen Meldung vom 5. März 1907 im Straubinger Tagblatt. Das Datum der Gründungsversammlung konnte bis heute leider nicht ermittelt werden.

Was in den folgenden Jahren auf Kreisverbandsebene, aber auch in obstbaulicher Hinsicht vonstatten ging, lässt sich heute nur noch punktuell aufzeigen. Für Mallersdorf liegen allerdings mehrere interessante Zeitungsauszüge vor. So wird des Öfteren von großartigen Obstschauen auf Kreisverbandsebene berichtet. Bei einer Versammlung des Obstvereines Geiselhöring am 5. März 1907 ermahnen die Referenten, Landwirtschaftslehrer Wunderlich aus Straubing und Wanderlehrer Grill, die etwa 400 (!) Zuhörer, das Sortensortiment einzuengen und sich auf bewährte Sorten des Bayerischen Standardsortiments zu beschränken. Empfohlen werden „Herbstrenette", „Roter Eiser", „Landsberger Renette", „Goldparmäne" und „Boskoop". Unter den Zuhörern wurde auch der vom Bezirksverband Straubing neu aufgestellte Baumwärter begrüßt. Außerdem stellte man jedem, der einen Baumfrevler zur Anzeige bringen würde, 5,-- Mark Prämie in Aussicht. Diese für damalige Verhältnisse hohe Summe zeigt deutlich auf, welch beachtliches Übel der Baumfrevel darstellte.

 

Straubinger Tagblatt

 

Straubinger Tagblatt 2-11-1906    

Straubinger Tagblatt 2-11-1906Straubinger Tagblatt 2.11.1906

 

 

Der große Andrang zu den Versammlungen hatte sicherlich auch ganz handfeste Gründe. So verloste beispielsweise der Bezirks-Bienenzucht- und Obstbauverein Mallersdorf, Sitz Geiselhöring (das Wort Bezirk deutet in diesem Fall daraufhin, dass es sich um einen überörtlich agierenden Verein, gegründet 1873, handelt), bei seiner Generalversammlung am 15. März 1908 zwei Bienenvölker, drei Bienenschwärme, 40 Obstbäume, 30 Pfund Honig, 15 Partien Kunstwaben, 5 Imker-Pfeifen und vieles mehr. Auch wenn man es kaum glauben mag, doch auch heute, beinahe 100 Jahre später, hat eine attraktive Tombola noch immer eine spürbar positive Auswirkung auf den Besuch von Versammlungen.

Aufgrund des offensichtlich vielfach schlechten Zustandes der Obstbäume bot am 25. November 1909 der Bezirksbaumwart im Laber-Boten Vorträge an Sonntagen an. Die zuständigen Bürgermeister wurden aufgerufen, bei ihm zur Terminabsprache vorstellig zu werden.

Anlässlich des Volksfestes im Markt Geiselhöring fand von 6. bis 9. September 1913 eine Bezirksobstschau statt, welche der Kreiswanderlehrer für Obstbau, Karl Grill, leitete. Zweck der Obstschau sei es, „festzustellen, was in den letzten Jahren auf dem Gebiet des Obstbaues im Bezirke geleistet wurde, ferner, die Leute immer mehr anzuregen, dass sie wenigstens trachten, eigene Hausgärten anzulegen und den Bedarf für den Hausgebrauch zu züchten".

Gerade für die Jahre des Ersten Weltkrieges liegen kaum Unterlagen vor. Am 27. Oktober 1922 berichtet der Laber-Bote von der Wiedergründung des Bezirks-obstverbandes Mallersdorf und der Wahl von Oberamtmann Missel zum Vorsitzenden. In den dem Verfasser vorliegenden Zeitungsauszügen wird im Jahre 1926 erstmals „Bezirksgärtner Vögel von Ergoldsbach" in einer Notiz erwähnt, was den Schluss zulässt, dass der Altlandkreis Mallersdorf bereits zu dieser Zeit einen Fachberater eingestellt hatte. Xaver Vögel war übrigens bis Oktober 1969 aktiv.

Nachdem 1928 Karl Grill als Landwirtschaftsrat krankheitsbedingt pensioniert wurde - er war seit 1904 Berater für Niederbayern -, bereist im Juni 1929 der „Kreisfachberater für Obst- und Gartenbau in Niederbayern", Herr Hiermerer aus Deggendorf, den Bezirk Mallersdorf und besucht über mehrere Tage hinweg dessen Vereine.

 

In einer Mitgliederliste des „Kreisverbandes niederbayerischer Obstbauvereine" werden 1912 auch der Bezirksverband Bogen (1907 Mitglieder/21 Vereine), Mallersdorf (415 Mitgl./6 Vereine) und Straubing (599 Mitgl./10 Vereine) aufgeführt. In Bogen war Johann Naimer aus Langholz bei Neukirchen Bezirksbaumwart. Laut Bayer. Monatsblätter (August 1911) erhielt der Baumschulinhaber vom Landesverband „für wiederholte vorzügliche Obstanlieferung" eine Ehrenurkunde verliehen. Zu dieser Zeit war auch der weithin geschätzte Obstpfarrer Peter Poiger Vorsitzender des Obstbauvereines Neukirchen. Auf ihn geht die sog. „Pfarrer-Kirsche" zurück. Wo immer er einen Wildling fand, veredelte er diese schmackhafte Knorpelkirsche darauf und verschenkte die Bäume zu verschiedenen Anlässen. Im Gegensatz zu heute waren zu dieser Zeit noch auffällig viele Vorsitzende von Beruf Geistliche, daneben auch Lehrer, Obstzüchter und Landwirte („Ökonom", "Verwalter", „Gütler").

Am 29.09.1922 findet im Saale der Brauerei Weidemann, welche in der Steinergasse in Straubing lag, die Hauptversammlung des „Kreisverbandes Niederbayern für Obst- und Gartenbau" statt. Landwirtschaftsrat Grill referierte zu dem Thema „Was lehrt uns die Obstausstellung in Straubing und was lehrt die heutige Zeit dem Obsterzeuger?" Der Bezirksverband Straubing veranstaltete dazu am 29./30.09. eine Obstausstellung in der Leserkeller-Halle am Ludwigsplatz. Zudem wurden die Bezirksgärtner und Bezirksbaumwarte am 30.09.1922 zu einem „Lehrausflug in den obstreichen Neukirchener Winkel" geladen.

Der ‚Oberbayerische Kreisverband' besuchte im Zuge einer fünftägigen Baumwart-Studienfahrt am 01.09.1925 u. a. auch den Neukirchener Winkel und Mitterfels.

 

Im „Der Wegweiser im Obst- und Gartenbau", wie das Verbandsorgan des Landesverbandes seit 1920 hieß, gab man in der Februarausgabe 1936 die „Neuordnung der Obst- und Gartenbauvereine" bekannt. Die „Einordnung in die große Aufbauarbeit des Dritten Reiches" stellte sich in Form einer einheitlichen Satzung, der einheitlichen Bezeichnung „Gartenbauverein", der Auflösung sämtlicher alter Vereine und vor allem in dem Recht des jeweiligen Bezirksbauernführers, die neu zu wählenden 1. und 2. Vorsitzenden vorzuschlagen, dar. Damit wurden politisch unliebsame Vorsitzende ausgeschaltet.

 

Die schwierige Nachkriegszeit

Einige Jahre nach Ende des Zweiten Weltkrieges waren schon wieder einige Obst- und Gartenbauvereine aktiv, so dass 1948 der Kreisverband Bogen und der Kreisverband Straubing wieder gegründet wurden. Vorsitzende wurden Landrat Xaver Hafner, Bogen und stellv. Landrat Josef Schmid aus Obersunzing. Im Landkreis Mallersdorf übernahm Landrat Meier aus Haindling für viele Jahre den Vorsitz.

Ein Schwerpunkt der Vereinsarbeit war die Pflanzung von Obstbäumen, da diese doch ein willkommenes Zubrot für Landwirte und einen wertvollen Beitrag zur gesunden Ernährung der Gartenbesitzer boten. Die Beschaffung von Obstbäumen war zu dieser Zeit noch relativ schwierig, was einer Niederschrift des OGV Leiblfing vom 8. Februar 1948 zu entnehmen ist. Interessanterweise wurde darin auch von der Gründung einer Jugendgruppe berichtet.

Hatte man anfangs der fünfziger Jahre den Obstanbau noch stark gefördert, so mussten sich einige Jahre später die Vereine bzw. die Obstbaumbesitzer einer noch nie da gewesenen Obstschwemme stellen. Ursachen waren neben der vorangegangenen Forcierung des heimischen Obstanbaues vor allem das zunehmende Obstangebot aus dem Bodensee-Gebiet und aus Südtirol.

Rodeempfehlung des Staatsministeriums, 1950

 

Rodeempfehlung des Staatsministeriums/1950/1951

 

Im obstreichen Kreisverband Bogen versuchte man mit groß angelegten Umveredelungsaktionen gefragte Standardobstsorten vermehrt zu etablieren. Die Nachfrage nach heimischem Tafelobst sank jedoch zunehmend, so dass der Siegeszug des äußerlich ansprechenderen Plantagenobstes nicht mehr aufzuhalten war. Die heimischen Obstanbauer mussten zunehmend ihr Obst an die örtlichen Verwertungsbetriebe abgeben, welche aber für die großen Mengen nicht ausgerüstet waren. Infolge des Überangebotes sank der Obstpreis ins Bodenlose. Preise von 2,-- DM je Zentner Äpfel waren durchaus üblich.

Da die Obstbauvereine des Kreisverbandes Bogen schwerpunktmäßig auf den Obstanbau ausgerichtet waren, ging mit dessen Niedergang ein Verein nach dem anderen ein. Während im Kreisverband Straubing, wo der Obstanbau traditionell keine so große Rolle spielte, schon anfangs der sechziger Jahre der Gemüseanbau, die Gartengestaltung und die Dorfverschönerung verstärkt thematisiert wurden, nahmen die Bogener Vereine diese Themen wohl nicht ausreichend wahr.

Beim Zusammenschluss zum heutigen Kreisverband Straubing-Bogen im Jahre 1972 gab es im ehemaligen Kreisverband Bogen nur noch einen Obstbauverein, nämlich den in Wiesenfelden.

 

 

Der Kreisverband nach der Gebietsreform

Die Gebietsreform 1972 brachte es mit sich, dass die drei Kreisverbände Bogen, Mallersdorf und Straubing mit ihren zusammen 22 Vereinen sich zusammenschließen und eine neue Vorstandschaft wählen mussten.

1. Vorsitzender wurde Stv. Landrat Josef Schmid aus Obersunzing, sein Stellvertreter war Siegfried Knabl, Geschäftsinhaber aus Straubing, als Schriftführer und Kassier wählte die Versammlung Kreisfachberater Ludwig Leibl. Er hatte im Übrigen diese Ämter bereits im alten Kreisverband Straubing seit dem 6. Dezember 1948 inne und übte sie bis 1985, wo er die Ämter an seinen Nachfolger, Hans Niedernhuber, übergab, aus. Erst auf Antrag von Theodor Speiseder, Sallach, und Franz Wartner, Mitterfels, entschloss sich die Versammlung, auch einen Ausschuss zu installieren. Als Zukunftsaufgabe sah man laut Protokoll eine aktive Vereinsarbeit, Werbung neuer Mitglieder und die Gründung neuer Vereine.

Der junge Verband musste bereits im darauf folgenden Jahr eine harte Bewährungsprobe bestehen, da im September 1973 sein 1. Vorsitzender und im Oktober 1973 der 2. Vorsitzende verstarb. In der Mitgliederversammlung im Januar 1974 wurden daraufhin Hans Gegenfurtner, Vorsitzender des OGV Pilling-Radldorf, zum 1. Vorsitzenden und Xaver Holz, Vorsitzender des OGV Straubing, zu seinem Stellvertreter gewählt.

Die Anzahl der Vereine des jungen Verbandes ging in den kommenden Jahren von ursprünglich 22 auf 18 zurück und erreichte das Ausgangsniveau erst wieder im Jahre 1984. Danach nahm die Zahl der Vereine beständig zu und gipfelte im Jahr 2006 in der Gründung des 50. Vereines, nämlich dem OGV Bogen.

Seit 1985 konnten Kreisfachberater Friedrich Lehner 6, Harald Götz 2 und Kreisfachberater Hans Niedernhuber 19 neue Vereine ins Leben rufen.

Im Zuge der Vereinsneugründungen stieg folglich auch die Anzahl der Mitglieder in erfreulicher Weise. Waren 1975 noch 782 Gartenfreunde in den Obst- und Gartenbauvereinen organisiert, so waren es 1985 bereits 2.335, 1995 schon 5.340 und 2005 zählte man schon beinahe 7.500 Mitglieder. Die Gründe für diese positive Entwicklung sind sicherlich vielgestaltig. Das sich steigernde Interesse am Garten, die aufkeimende Zuwendung zur Natur, aber auch die attraktiven Fortbildungsangebote der Obst- und Gartenbauvereine und des Kreisverbandes waren sicherlich ausschlaggebend dafür.

Nachdem vielerorts die Bereitschaft, in einem durchaus attraktiven Verein mitarbeiten zu wollen, spürbar vorhanden war, bedurfte es nur noch engagierter „Gründungsväter", die eine Vereinsgründung initiierten.

Nachdem der Kreisverband Mallersdorf bereits in den sechziger Jahren für seine oft mehrtägigen Fortbildungsreisen bekannt war, übernahm Erwin Koch vom OGV Sallach die Organisation der Fortbildungsreisen im neu gegründeten Kreisverband. Das Angebot war aus heutiger Sicht überragend! So besuchten die Gartenfreunde 1973 für drei Tage die Riviera und Monaco, für fünf Tage Holland und für fünf Tage Hamburg mit Besuch der Bundesgartenschau und der Insel Helgoland. Zudem wurde zu einer herbstlichen Weinfahrt nach Südtirol eingeladen.

Neben den Fortbildungsreisen wurden die Vereinsvorstände ab 1974 zum Besuch eines Vorstandes eingeladen. So traf man sich erstmals am Samstag, 1. September 1974, bei den Vorständen Albert Ammer, Perkam, und Hans Gegenfurtner, Pilling. Seit dieser Zeit lädt alljährlich ein anderer OGV zum Besuch ein. Aus dem anfänglichen Vorständetreffen im kleinen Kreise entwickelte sich die Aktion „Vereine besuchen Vereine", die, gutes Wetter vorausgesetzt, alljährlich hunderte von Gartenfreunde zu den gastgebenden Vereinen lockt.

 

Diagramm Vereine

Diagramm Mitglieder

 

Liste der Vorstände im Jahr 1972   Vorständelehrfahrt 1976

 

 

 

Der Kreisverband beteiligte sich stets an den Wettbewerben des Landesverbandes, wie „Wir und die Landschaft", „Der aktivste Verein" oder „Wer hat den schönsten Obstgarten?". Die alljährlichen Vorständebesprechungen verliefen aus heutiger Sicht in „trauter Runde" mit meist knapp 20 Teilnehmern. Lehrfahrten wurden in unregelmäßigen Abständen angeboten. Ein Schwerpunkthema bildeten bereits im Jahr 1975 die Bodenpflege und die Düngung im Hausgarten. Dazu kaufte man mit finanzieller Unterstützung des Bezirksverbandes 900 Merkblätter und verteilte diese an die Mitglieder. Im gleichen Jahr wurde erstmals eine landkreisweite Beobachtung des Apfelwicklerfluges mittels Pheromonfallen versucht. Daran beteiligten sich 23 Obstfreunde. Neben dem Obst- und Gemüseanbau waren über viele Jahre hinweg Koniferen, Immergrüne und die Rasenpflege gefragte Themen bei den diversen Fortbildungsveranstaltungen. Erst ab der 2. Hälfte der achtziger Jahre wurden zunehmend ökologische Zusammenhänge, biologischer Gemüseanbau und insbesondere biologischer Pflanzenschutz thematisiert. Es dauerte aber noch Jahre, bis auch der Landesverband diesen Weg beschritt, die ökologische Bedeutung des Gartens erkannte

und die biologische Wirtschaftsweise forcierte. Das Umdenken ist auch an den Themen der landesweiten Wettbewerbe dieser Zeit zu erkennen:

„Unser Lebensraum - naturbewusst gestaltet", „Lebensraum Wasser", „Lebensraum Obstbaum" und „Aktion Dorfökologie".

 

Um Kindern die Natur näher zu bringen, den direkten Umgang mit Pflanzen zu ermöglichen, aber auch um ein Kontrastprogramm zum „kopflastigen" Unterricht bieten zu können, war und ist es ein großes Anliegen des Kreisverbandes, dass Schulgärten betrieben werden. Um den Lehrern Unterstützung zu gewähren, sind die Obst- und Gartenbauvereine angehalten, eine Schulgartenpatenschaft, deren inhaltliche Ausgestaltung sie selbst bestimmen, zu übernehmen. Um dies zu fördern, zahlt der Bezirksverband pro Jahr einem Verein je Kreisverband für die Übernahme der Patenschaft eine einmalige Prämie von 500 DM bzw. 300 €. Seit 1984 gelang es beinahe jedes Jahr, einen Gartenbauverein zur Übernahme der Patenschaft zu bewegen. Mit nunmehr 20 Patenschaften steht der Kreisverband Straubing-Bogen an der Spitze Niederbayerns. Nachdem für die Schulgartenarbeit seit einigen Jahren kaum mehr Unterrichtsstunden zur Verfügung gestellt werden, ist allerdings der Bestand mancher Lehrgärten derzeit in Gefahr.OGV Sallach

Die Obst- und Gartenbauvereine des Kreisverbandes können im Übrigen sogar bayernweit eine Spitzenposition einnehmen:

Von den 50 Vereinen beziehen 31 obligatorisch den Gartenratgeber. Dieser bayernweit einmalige Anteil ist vor allem auf die vielen Vereinsgründungen seit 1985, bei denen stets großer Wert auf den obligatorischen Bezug des Gartenratgebers gelegt wurde, zurückzuführen.

Eine große Herausforderung stellte 1989 die Besetzung des Informationsstandes anlässlich der Landesgartenschau Straubing und die in diesem Jahr auszurichtende Landesverbandstagung dar. Große Aufmerksamkeit erreichten zahlreiche Obst- und Gartenbauvereine des Kreisverbandes mit ihren herrlichen Ausstellungsbeiträgen anlässlich dieser Tagung in der Gäubodenhalle am Parkplatz Hagen in Straubing.

 

Im Jahr 1999 veranlasste Kreisfachberater Hans Niedernhuber den Bau von über 1000 Nisthöhlen für Vögel. Die beiden dazu notwendigen Arbeiter (ABM-Kräfte) sowie das Material stellten das Landratsamt Straubing-Bogen und die Räumlichkeiten der Landwirt Max Hien aus Pilling. Neben der Jägerschaft übernahmen den größten Teil der Nisthöhlen die Obst- und Gartenbauvereine des Kreisverbandes und trugen somit wesentlich zum Erfolg der Aktion bei.

Auch zur Jahrtausendwende wurde eine gemeinsame Aktion, die „Jahrtausendbaum-Aktion", zusammen mit dem Landkreis und den Gemeinden durchgeführt. So pflanzte man im Herbst des Jahres 2000 gemeinsam 2000 Apfel- und Birnenhochstämme als ein Zeichen der Hoffnung und der Zuversicht.

 

Engagierte und fachlich versierte Helfer

Um die Gartenbauvereine für die Mitglieder noch attraktiver zu machen und den Vereinsleitungen fachlichen Beistand vor Ort zu ermöglichen, bildete der Kreisverband in enger Zusammenarbeit mit den Kreisfachberatern Gartenpfleger aus. Diese sind, auch wenn sie nunmehr ein umfangreicheres Betätigungsfeld haben, als die Nachfolger der Baumwärter, welche sich in der Vergangenheit große Verdienste, insbesondere um den Obstanbau erworben hatten, zu betrachten. Der erste Baumwärterkurs in Niederbayern wurde im Städtischen Hofgarten zu Landshut im Jahre 1869 angeboten und dauerte zweieinhalb Monate, was auch weiterhin die übliche Ausbildungszeit blieb. In dieser Zeit erwarben sich die Lehrgangsteilnehmer ein fundiertes und praxisbezogenes Wissen, welches oftmals die Grundlage für einen Nebenerwerb bot. Mit dem Niedergang der Obst- und Gartenbauvereine in den 70-iger Jahren wurde auch die Ausbildung der Baumwarte eingestellt. Aufgrund einer Initiative des Landesverbandes bildete der Kreisverband erstmals im Jahre 1987 insgesamt 37 Gartenpfleger aus. Seitdem werden für sie alljährlich Fortbildungsveranstaltungen angeboten.

Nachdem die Politik endlich daranging, die Mülltrennung zu forcieren, wurden 1994 eigens Kompostberater vom Zweckverband Abfallwirtschaft ausgebildet und eingesetzt. Diese formierten sich bei uns aus den Reihen der bereits gut ausgebildeten Gartenpfleger und Vereinsvorstände. Ein weiteres Beispiel für eine erfolgreiche Zusammenarbeit aktiver Vereinsmitglieder und einer Behörde, dem Landratsamt, sind die sog. Feuerbrandberater. Nachdem sich seit 1996 die den Obstbestand gefährdende Bakterienkrankheit Feuerbrand im Landkreis ausbreitete, initiierte Kreisfachberater Hans Niedernhuber im Jahr 2003 die Ausbildung und Entschädigung von 28 ehrenamtlichen Helfern. Seitdem kontrollieren sie dreimal jährlich ein festgelegtes Gebiet und beraten gegebenenfalls Betroffene vor Ort. Die zahlreich entdeckten Fälle von Feuerbrand zeugen von dem großen Nutzen dieser weithin einmaligen Einrichtung.

 

Förderung der Obstkultur

Auf Landkreisebene wurden aufgrund des Agenda 21-Prozesses seit dem Jahr 2000 viele zukunftsorientierte und ökologische Projekte initiiert. Eines davon, die Förderung der Apfelvermarktung, hat einen direkten Bezug zu den Obst- und Gartenbauvereinen. Dazu stellt der Landkreis alljährlich finanzielle Mittel für Aktionen, die diesem Anliegen dienen, zur Verfügung. Neben den großen Obstmärkten in Straubing, Ascha und Geiselhöring wurden Mostseminare angeboten, zahlreiche Utensilien für Obstausstellungen angeschafft und die sogenannte Apfelkiste, welche allerdings von der Sparkasse finanziert wurde, zum Verleih an Schulen, Kindergärten und Obst- und Gartenbauvereinen zusammengestellt. Auch eine Mostpresse mit Zubehör kann bei den Kreisfachberatern ausgeliehen werden.

 

Weitere Impulse zur Förderung der Obstkultur wurden und werden von der staatlichen Initiative „Streuobst 2000 Plus" seit dem Jahr 2000 gegeben. Insbesondere die alljährlich kostenlos abgegebenen Trinkgläser mit einem Werbeaufdruck für Streuobst kommen bei den Besuchern unserer Informationsstände gut an.

 

Als ein Publikumsmagnet der ganz besonderen Art entpuppte sich der „Tag der offenen Gartentür". Als sich im Jahr 2000 zum ersten Mal die Gartentüren in Atting, Rain und Pilling den Interessierten öffneten, gaben sich weit über 1.000 Besucher ein Stelldichein. Dieser großartige Zuspruch hat in den darauffolgenden Jahren sogar noch zugenommen, was deutlich zeigt, dass das Interesse am Garten nach wie vor sehr groß ist. Dazu tragen mitunter auch die zahlreichen Gartensendungen im Fernsehen mit bei. Es wird immer deutlicher, dass eine zunehmende Zahl von Gartenfreunden sich niveauvoll gestaltete Gärten wünscht, was die Gartenbauvereine mit als eine wichtige Aufgabe erkennen sollten. Eine raffinierte Garteneinteilung, ansprechende Detaillösungen, Kunst im Garten, die farbliche Abstimmung der Blütenpracht und durchaus auch exklusive Gärten sollten Themen im Fortbildungsangebot der Gartenbauvereine sein.

Tag der offenen Gartentür 2002

 

Aufgrund der ungünstigen Bevölkerungsentwicklung und der zunehmenden Ablehnung, führende Positionen in Vereinen übernehmen zu wollen, werden die Gartenbauvereine in der Zukunft durchaus neue Aufgaben und Probleme lösen müssen. Agile Vereine, welche die Bedürfnisse der Gartenfreunde erkennen und eine zeitgemäße Wissensvermittlung anbieten, werden aber diese Veränderungen in unserer Gesellschaft nicht nur unbeschadet, sondern durchaus auch gestärkt überstehen.

 

MÖGEN UNSERE VEREINE LEBEN, WACHSEN, BLÜHEN UND VIELE FRÜCHTE BRINGEN.

 

Dipl. Ing. (FH) Gartenbau Hans Niedernhuber

 

 

Vorsitzende des Kreisverbandes

 

ALTLANDKREIS BOGEN

 

■ Königlicher Bezirksamtmann Klaiber Gründungsvorsitzender 1906 (2.Vors. Hans Naimer)
Königlicher Bezirksamtmann J. Nibler Von 1898 - 1912 Stellvertretender Vorsitzender des Niederbayerischen

Kreisverbandes, von 1913 - 1918 Vorsitzender; in Unterlagen von 1912 und 1913 als Vorsitzender des Bezirksverbandes Bogen aufgeführt

Landrat Xaver Hafner, Bogen 1948 - 1972

 

 

ALTLANDKREIS MALLERSDORF

 

■ Privatier Hagel ab 1908, vermutlich aus Geiselhöring
■ Königlicher Bezirksamtmann Otto Speth 1912/13 erwähnt
■ Oberamtmann Nissel ab 1922 (= Wiedergründung des Kreisverbandes nach WK I)
■ Dr. Maurer 1933 (in Zeitungsartikel aufgeführt)
■ Landrat Alois Maier, Haindling 1966 - 1971 (1948 - 1966 kommissarisch, da keine offizielle Wahl stattfand)
■ Theo Speiseder, Sallach 1971-1972

 

 

ALTLANDKREIS STRAUBING

 

■ Landwirtschaftslehrer L. Wunderlich 1912/13 erwähnt
■ Landrat Josef Schmid, Obersunzing 1948 - 1972

 

 

LANDKREIS STRAUBING-BOGEN

 

■ Landrat Joset Schmid, Obersunzing 1972 - 1973
■ Ing. Hans Gegenfurtner, Pilling 1974 - 2005
■ Andrea Völkl, Stallwang ab 2005

 

Auszug aus dem Laberboten 1907

 

 

Die heutige Vorstandschaft des Kreisverbandes Straubing-Bogen:

 

Die Vorstandschaft

 

 

1. Vorsitzende Andrea Völkl
1. Stellvertretender Vorsitzender Fridolin Moniker
2. Stellvertretende Vorsitzende Marianne Jubelt
Geschäftsführer Hans Niedernhuber
Schriftführer Harald Götz
Kassier Hans Krempl
Sprecher AK Jugend Ulli Winter
Leiter des AK Pomologie Hans Aumer
Ausschussmitglieder

Heinz Scheubeck

Gertraud Hirtreiter

Uli Winter

Helmut Ettl

Traudl Bausback

Ehrenvorsitzender

Hans Gegenfurtner

 

 

Für ihre herausragenden Verdienste wurden Persönlichkeiten des Kreisverbandes hohe Auszeichnungen verliehen

 

MIT DER „GOLDENEN ROSE", DER HÖCHSTEN AUSZEICHNUNG DES LANDESVERBANDES, WURDEN GEEHRT:

■ Ludwig Leibl (+), Straubing, 1983

■ Hans Gegenfurtner, Pilling, 1984

■ Xaver Holz (+), Straubing, 1989

■ Friedrich Lehner, Rogendorf, 1992

■ Theodor Speiseder, Sallach, 1995

■ Erich Gürster, Kirchroth, 1998

■ Josef Stadler, Greißing, 2002

■ Ludwig Breu, Straubing, 2006

 

 

STAATSMEDAILLE DES LANDWIRTSCHAFTSMINISTERIUMS:

■ Hans Gegenfurtner, Pilling, 1994

 

EHRENZEICHEN DES BAYERISCHEN MINISTERPRÄSIDENTEN:

■ Theo Speiseder, Sallach, 2002

■ Josef Stadler, Greißing, 2002

■ Erich Gürster, Kirchroth, 2005

■ Gabi Wild, Aiterhofen, 2006

■ Reinhard Deichslberger, Irlbach, 2009

■ Helmut Ettl, Rattenberg, 2010

 

 

Aktivitäten, Themen und Aktionen des Kreisverbandes

 

Wettbewerbe und Aktionen zur Förderung der Gartenkultur und Landespflege

 

  1966 Kinder malen Gärten
  1972 Blumenschmuck zu den Olympischen Spielen 1972
  1974 Wir und die Landschaft
  1976 Wer hat den schönsten Obstgarten?
  1977 Der grüne Friedhof
  1979 Mehr grüner Spielraum für unsere Kinder
  1984 Die baumfreundlichste Gemeinde des Landkreises
  1984 Wir pflanzen den Baum für das Jahr 200
  1984 Schulgarten-Seminar
  1986 Lebensraum naturnahe Gewässer
  1987 Lebensraum Gartenteich
  1989 Unser Lebensraum - naturbewusst gestaltet
  1991 Naturnahe Schulgärten
  1992 Kletterpflanzen am Haus; Boden - unser größter Schatz
  1994 Lebensraum Obstbaum
  1998 Aktion Dorfökologie
  1999 Lieblingsobst Erdbeeren
  2000 Jahrtausend-Baum-Aktion
  2000 1. Straubinger Apfeltag
  2002 Tomaten - eine Rothaut im Garten
  2004 Kirta-Obstmarkt im Troadboden-Museum Geiselhöring
  2005 Die Kartoffel - eine tolle Knolle
  2005 Birnenschau im Bogenberg-Museum
  2006 Lebendiges Grün in Stadt und Land

 

Schlagzeilen

 

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